Meine erste Auftragsarbeit – oder warum ist blau nicht gleich blau ?
Meine erste Auftragsarbeit liegt nun schon einige Jahre zurück. Doch erinnere ich mich noch sehr gut daran, da diese auch für mich eine besondere Erfahrung war. Ich musste lernen auf Kundenwünsche einzugehen, und trotzdem etwas meiner künstlerischen Freiheit zu behalten.
Was hat sich zugetragen ? Eine ältere Dame hatte im Internet eines meiner Lebenslinien-Bilder gesehen. Das Werk gefiel ihr so gut, dass sie mich daraufhin anschrieb. Sie hätte gerne für ihre Tochter ein ähnliches Gemälde aber eventuell in einer anderen Größe und Farbe. Bis dahin kein Problem, wir einigten uns auf ein Telefonat um die Einzelheiten zu besprechen. Die passende Größe war schnell gefunden und dann ging es zur Farbe. Die Tochter besagter Dame mag hellblau, daher sollte die Hauptfarbe des Kunstwerks blau sein !
Ist blau hellblau oder heller blau oder was?
Zur Erklärung, ich habe eine ganze Kiste voll mit mindestens 25 verschiedenen blauen Acrylfarben. Von ganz hell Babyblau über die diversen Blaugrün-, Blauviolett- oder Blaugrautöne bis hin zu Blauschwarz.. Diese kann ich mit Zugabe von z.B. Weiß oder Schwarz zu unendlich mal unendlich vielen Blautönen mischen. So ist blau doch ein sehr relativer Begriff.
Die Schwierigkeit hierbei ? Jetzt finde mal genau den Ton, der gewünscht wird. Also malte ich einige zur Auswahl stehende helle Blautöne auf ein Blatt Papier und schickte ein Foto davon an meine Kundin. Woraufhin sie sich einen aussuchte. Der Knackpunkt hierbei – Digitalfotografie und Bildschirmeinstellungen differieren möglicherweise etwas. Und – ich kann auch kein Bild mit nur einer Farbe malen, wäre ja langweilig, ich muss also noch etwas Kontrast hinein bringen.
Wer mich und meine Bilder kennt, weiß, dass ich zu kräftigen Farben und starken Kontrasten neige. So beging ich nun den ersten Fehler und wählte als Kontrastfarbe ein (für meinen Geschmack sehr schönes) Phtalocyanin-blau, das ich allerdings schon beim Malen etwas besänftigte, da dieser Ton schon seeehr kräftig ist. Nach einigen Tagen war das Kunstwerk fertig und ich schickte ein Foto davon an meine Kundin. Nun, was soll ich sagen, sie fand das Bild zwar toll – aber es wäre ihr doch etwas zuuu blau. Ich Widder.-Dickkopf fühlte mich erstmal in meiner Künstler-Ehre gekränkt, weil ich es toll fand wie es war.
Was nun passierte? Naja, ich besann mich mich darauf, dass der Kunde ja schließlich König ist und ich mal meine Meinung hinten anstellen sollte! Also überarbeitete ich das Gemälde noch einmal, tönte das Blau etwas heller ab und schickte der Dame wieder ein Foto. Mir persönlich war es zwar etwas zu blass – aber das ist hier ja zweitrangig -das Wichtigste ist ja, daß meine Autraggeberin glücklich ist, und der Kundin gefiel dieses hellere Blau sehr gut 🙂 Die beschenkte Tochte war auf jeden Fall auch begeistert und erfreut sich jeden Tag an dem eigens für sie angefertigten Kunstwerk. Ende gut – alles gut 🙂
Was habe ich daraus gelernt? Bei einer späteren ähnlichen Auftragsarbeit gab mir die Kundin ein Stück der Tapete, zu der das Bild passen sollte, Das war natürlich von der Auftraggebderin super mitgedacht und für mich als Künstlerin perfekt, da ich so genau den richtigen Ton anmischen konnte.- denn Pink ist auch nicht gleich pink, und rosa schon gar nicht gleich rosa 😉
Es grüßt Euch eure Mara♥